Wo Geld Gutes schafft - 50 Jahre Steyler Bank - page 20

1994
2004
2014
Die Anfänge waren bescheiden. Die erste
Mitarbeiterin Anna Nanzig und der Herr
„Direktor“ Wilhelm Walk mussten mit
einfachsten Mitteln das Bankgeschäft auf-
nehmen. Der Schalterraum im Erdgeschoss
befand sich in dem umgestellten Sitzungs-
raum der Missionsprokur. Das Geld wurde
in einer kleinen Kassette aufbewahrt.
Dennoch verlief der geschäftliche Start
positiv. Die handschriftlich geführten Bücher
verzeichneten im Gründungsjahr 1964 bereits
fast 1500 Sparkonten und eine Gesamtein-
lage von rund 977.000 DM. Ein Jahr später
hatten sich die Spareinlagen fast verdreifacht,
auf etwa 2,6 Mio. DM. Fast drei Viertel der
Zinsen, die sie zugeschrieben bekamen, traten
die Sparkunden als Spenden an die Steyler
Mission ab. Im wahrsten Sinne Tag und Nacht
arbeiteten der Direktor und mittlerweile zwei
Sekretärinnen, unterstützt von Ordensbrüdern,
um die Sparbücher auf dem jeweils neuesten
Stand zu halten, wie sich 2004 die damals
84-jährige Anna Nanzig erinnerte:
„Wenn wir an den Jahresenden die ver-
schieden hohen Zinsen in die Sparbücher
eintrugen und sie dann per Post wieder an
die Kunden von außerhalb zurückschickten,
haben uns mitunter über 40 Fratres aus dem
Kloster nebenan nächtelang geholfen.“
Geschäftsbericht des
guten Willens
Im „Geschäftsbericht des guten
Willens“ für das Jahr 1965 wur-
den mehrere Missionare zitiert,
die Spenden erhalten hatten. Pater
Maas aus Palué in Indonesien
bedankte sich für 4000 DM, mit
denen das Dach einer Kirche nach
Schäden durch einen Vulkanaus-
bruch erneuert werden konnte.
Pater Commons aus Rourkela in
Indien erhielt 4000 DM, um die
schlimmsten Folgen einer Hungers-
not zu lindern. Weitere Spenden er-
möglichten den Kauf von Büchern
und Werkzeugen für die Mission
in Neu-Guinea, von Schul- und
Werkstattausrüstung im Kongo in
Zentralafrika sowie die Einrich-
tung eines Seminars in Ghana in
Westafrika. Aus allen Teilen der
Welt kamen Dankesschreiben der
Steyler Missionare, von denen
die Bankkunden in Deutsch-
land unterrichtet wurden. Sie
konnten sehen, dass ihr Geld in
guten Händen war. Auch die
weiteren Geschäftsberichte
legten Zeugnis ab vom wohl-
Die Mitarbeiter –
das Herz der Steyler Bank
Das weit über das herkömmliche Maß
hinausgehende Engagement der Männer und
Frauen der ersten Stunde war nur möglich,
weil sie ihre Tätigkeit als Lebensaufgabe und
Berufung verstanden. Sie trugen entschei-
dend dazu bei, dass sich die Steyler Bank
schnell entwickelte und bei ihren Kunden
von Anfang an einen hervorragenden Ruf
genoss. Von Herzlichkeit, Freundlichkeit und
Vertrauen erzählte später einer der ersten
Kunden, der Arzt Dr. Hubert Netta aus Sankt
Augustin, dessen Mutter schon die Steyler
Mission unterstützt hatte:
„Was mich am meisten überzeugte:
Man kann den Steyler Patres ganz
persönlich Geld für ihre Arbeit überweisen –
ohne Abzug von Verwaltungsgebühren.“
Sparen und zugleich Gutes tun – dieses
Motto überzeugte Tausende von Kunden aus
der Umgebung und in ganz Deutschland.
Viele von ihnen lösten ihr Konto bei ande-
ren Kreditinstituten auf und wechselten zum
Missionssparinstitut. Sie konnten sicher
sein, dass ihr Geld nur dort angelegt wur-
de, wo die strengen ethischen Grundsätze
eingehalten wurden.
19
1...,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19 21,22,23,24,25,26,27,28,29,30,...46
Powered by FlippingBook